„Literatur ist ein Medium der Geduld, der geschärften Wahrnehmung. Und sie leistet das Paradox, glücklich zu machen, auch wenn sie von Unglück spricht“ 

( Ilma Rakusa)

Ursula Krechel - Geisterbahn

28.01.2019 (19:30)

Ort: Literaturhaus

Lesung & Gespräch 

„Wir schrieben, und wir lasen das Geschriebene. Viele Wörter waren wie Züge, und sie fuhren alle in eine Richtung. Der große Buchtstabe am Anfang zog die kleinen mit: Topf, Laterne, Himmel, Name, Butterbrot, Apfel.“.“

Fast ein Jahrhundert umspannt dieser Roman, mit dem Ursula Krechel fortsetzt, was sie, vielfach ausgezeichnet, mit »Shanghai fern von wo« und »Landgericht« begonnen hat. »Geisterbahn« erzählt die Geschichte einer deutschen Familie, der Dorns. Als Sinti sind sie infolge der Politik des NS-Regimes organisierter Willkür ausgesetzt: Sterilisation, Verschleppung, Zwangsarbeit. Am Ende des Krieges, das weitgehend bruchlos in den Anfang der Bundesrepublik übergeht, haben sie den Großteil ihrer Familie, ihre Existenzgrundlage, jedes Vertrauen in Nachbarn und Institutionen verloren. Anna, das jüngste der Kinder, sitzt mit den Kindern anderer Eltern in einer Klasse. Wer wie überlebt hat, aus Zufall oder durch Geschick, danach fragt keiner. Sie teilen vieles, nur nicht die Geister der Vergangenheit.

Mit großer Kunstfertigkeit erzählt Ursula Krechel davon, wie sich Geschichte in den Brüchen und Verheerungen spiegelt, die den Lebensgeschichten einzelner eingeschrieben sind.

Ursula Krechel, geboren 1947 in Trier, Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten. Ursula Krechel lebt in Berlin, ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. erhielt sie den Deutschen Buchpreis (2012) für den Roman „Shanghai fern von wo.“ „Geisterbahn“ ist im Verlag Jung und Jung erschienen.

Veranstalter: prolit

Foto: Gunter Glücklich

 

Impressionen

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