„Literatur ist ein Medium der Geduld, der geschärften Wahrnehmung. Und sie leistet das Paradox, glücklich zu machen, auch wenn sie von Unglück spricht“ 

( Ilma Rakusa)

Kurt Drawert - Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte

20.04.2009

KURT DRAWERT
ICH HIELT MEINEN SCHATTEN FÜR EINEN ANDEREN UND GRÜSSTE

Lesung & Gespräch 

„Wir liebten die Welt unter der Erde. Jeder war hingerissen von der Nutzlosigkeit seiner Arbeit, die Maschinen wirbelten den Staub durch die Luft, dass es eine Freude war, Zeuge zu sein, das ganze Jahrhundert betreffend. Ja, wir waren der Zukunft zugewandte Leute, an was auch sonst sollten wir uns halten.“ Der spektakuläre Fall von Kaspar Hauser, dem Findelkind des 19. Jahrhunderts, das ohne menschliche Zuwendung und Sprache aufgewachsen ist, dient Kurt Drawert als Folie für seinen großen Roman, um vom Untergang der DDR und dem Übergang in eine neue Zeit zu erzählen.

Sein „Kaspar der Revolution“ ist im Unterschied zu seinem Vorgänger äußerst sprachmächtig und berichtet mit schonungsloser Ironie von seinem Leben im „neunten Schuldbezirk“ der „Deutschen D. Republik“. Er ist Zeuge und Ankläger zugleich, seine Beschreibung lässt die Zustände dieses Staates als surreale Farce erscheinen, seine Erzählungen sind ein Antrag auf „Anwesenheitsberechtigung“ in einem nicht selbstverständlichen Dasein. 
Mit seinem Roman schafft Kurt Drawert eine Parabel auf die „Verbrechen am Seelenleben des Menschen“ und auf unsere innere Obdachlosigkeit. Einleitung: Anton Thuswaldner 

Kurt Drawert, geboren 1956 in der ehemaligen DDR, lebt seit 1996 als Autor, Lyriker, Essayist in Darmstadt. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Uwe-Johnson-Preis, Ingeborg-Bachmann-Preis, Leonce-und- Lena-Preis, Lyrikpreis Meran, Nikolaus-Lenau-Preis. Jüngste Publikationen: „Wo es war“ (Lyrik, 1996); „Rückseiten der Herrlichkeit. Texte und Kontexte“ (2001); „Frühjahrskollektion“ (Lyrik, 2002)

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