„Literatur ist ein Medium der Geduld, der geschärften Wahrnehmung. Und sie leistet das Paradox, glücklich zu machen, auch wenn sie von Unglück spricht“ 

( Ilma Rakusa)

Christoph W. Bauer - Alphabet der Häuser

03.03.2008

CHRISTOPH W. BAUER
REISEN UND GESPENSTER

Lesung & Gespräch

„Ein Haus bekam ich vor die Nase gesetzt, ein Haus ums andere, bis mein Blick zugemauert war und ich eine Geschichte erfand, um wieder sehen zu können …“ So beginnt ein langer Dialog, hingelehnt an eine Bartheke, ein Gespräch, das an den Häusern einer Stadt seinen Ausgang nimmt, sprachlich Mauern niederreißt, die den Blick versperren.

Dass einer der beiden Gesprächspartner dabei im Dunkeln bleibt, wird zur Metapher für eine Art von Blindheit, die um sich greift und die nicht mehr erkennen lässt, was Häuser mitzuteilen haben. Sie sind nicht nur die steinernen Zeugen einer Zeit, sie sind auch diese Zeit selbst, sie berichten von Schicksalen und Persönlichkeiten, von großen Ereignissen der Weltgeschichte und den kleinen eines unscheinbaren Lebens. Nicht zuletzt erzählen sie aber auch von der Endlichkeit ihrer Bewohner. Häuser sind Bücher, in denen das Ferne nahe rückt, in ihnen zu blättern heißt auch sich selbst zu begegnen.

„Im Alphabet der Häuser“ findet sich die Geschichte der Stadt Innsbruck und ihrer Häuser, ein literarischer Spaziergang durch 500 Jahre Stadtgeschichte. Und diese Geschichte „nimmt hier ihren Anfang, hier in dieser Bar, in der wir uns täglich treffen und in der wir beinahe jeden beim Namen nennen können. Betritt einmal eine fremde Person das Lokal, ist das schon ein Ereignis, nicht? Lass uns Fremde sein! Wir gehen uns viel zu selten fremd, sind mit der Gewohnheit so intim geworden …“ 

Christoph W. Bauer, geboren 1968 in Kärnten, lebt als freier Autor in Innsbruck. Zahlreiche Literaturpreise, u.a. Reinhard-Priessnitz-Preis 2001, Publikumspreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2002. Bei Haymon erschienen zuletzt: „die mobilität des wassers müsste man mieten können“ (Gedichte, 2001), „fontanalia. fragmente“ (Gedichte und Prosa, 2003) sowie „Aufstummen“ (Roman, 2004).

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