„Literatur ist ein Medium der Geduld, der geschärften Wahrnehmung. Und sie leistet das Paradox, glücklich zu machen, auch wenn sie von Unglück spricht“ 

( Ilma Rakusa)

Norman Manea - Wir sind alle im Exil

04.10.2016 (19:00)

Norman Manea - Wir leben alle im Exil

Film, Lesung & Gespräch (rumänisch/deutsch)

Einführung und Übersetzung: Ernest Wichner

Dt. Lesung: Frank Arnold

Seit dreißig Jahren lebt Norman Manea im Exil. Der große Zeitzeuge der faschistischen und der kommunistischen Diktatur Rumäniens die Widersprüche eines Lebens zwischen Ost und West und die Frage nach der jüdischen Identität nicht nur in seinem literarischen Werk behandelt, er hat sie auch fortlaufend essayistisch kommentiert. Am Beispiel seiner eigenen Erfahrungen und der Auseinandersetzung mit Werken anderer Autoren erkundet er den Zusammenhang von Exil, Sprache und Schreiben. „Die Sprache ist die Plazenta des Schriftstellers, dieses Exilanten par excellence.“

Manea erzählt von seiner Ankunft in West-Berlin, er schildert persönliche Begegnungen wie die mit Saul Steinberg und Emile Cioran, er richtet seinen Blick auf die Literatur von Autoren, die ihm nahe stehen, insbesondere Franz Kafka und Paul Celan, und er begreift das 21.Jahrhundert als eines, das „im Zeichen des Exils“ steht.

„Manea ist einer dieser großen Schriftsteller, die mitten in der Wüste zu wachsen vermögen.“ (Claudio Magris)

Um 19 Uhr haben Sie die Gelenheit, eine Österrichpremiere des Films "Rumänien - 4 Heimaten" zu sehen. Der Dokumentarfilm ist Teil der von Arte produzierten Dokumentationsreihe „Europa und seine Schriftsteller“.

Vier Schriftsteller, vier Schreibstile und vier unterschiedliche Generationen, aber ein einziges Land: Rumänien, ein vergleichsweise junges Land, enttäuscht über sein schlechtes Image im Ausland, deprimiert oder exaltiert über seine jüngste Geschichte und/oder einfach nur irritiert über die periphere Lage in Europa. Und trotzdem voller Humor. Für Norman Manea bedeutet Rumänien auch die Erfahrung des Exils: als Fünfjähriger wurde er in ein Konzentrationslager deportiert, aus dem er vier Jahre später zurückkehrte. Im Alter von 50 Jahren, in der Endphase des Ceauşescu-Regimes, ging er ins Exil in die USA. Mit im Gepäck war die rumänische Sprache: der politische Flüchtling schrieb stets über sein Heimatland, dem er nach wie vor verbunden ist. Gabriela Adameşteanu widmete sich 13 Jahre lang dem politischen Journalismus und kehrte zum belletristischen Schaffen zurück. Für Mircea Cărtărescu bedeutet „Rumäne zu sein – Wächter der Ruinen zu sein“. Florin Lăzărescu setzt sich in Iaşi in der Region Moldau für die Wiederbelebung der kulturellen Tradition ein: Er gründete eine Zeitschrift und das größte Literaturfestival des Landes. Vier subjektive Landschaften überlagern sich und bilden eine komplexe und überraschende Landkarte eines Landes, das nach seinem Platz in der Welt noch sucht.

 

Norman Manea, 1936 in der Bukowina geboren, wurde 1941 mit seiner Familie in ein Konzentrationslager in der Ukraine deportiert. Seit 1974 ist er als freier Schriftsteller tätig, seit 1986 lebt er in New York. Publikationen u.a.: „Der schwarze Birefumschlag“ (Roman, 1995), „Über Clowns“ (Essays, 1998)„Oktober, acht Uhr“ (Erzählungen, 2007), „Die Höhle“ (Roman, 2012). Der Essayband „Wir sind alle im Exil“ ist im Hanser Verlag erschienen.

Eintritt: 8/6/4 Euro

Veranstalter: prolit, Rumänisches Kulturinstitut

 

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