„Literatur ist ein Medium der Geduld, der geschärften Wahrnehmung. Und sie leistet das Paradox, glücklich zu machen, auch wenn sie von Unglück spricht“ 

( Ilma Rakusa)

Dragan Velikic - Das russische Fenster

04.05.2009

DRAGAN VELIKIC
DAS RUSSISCHE FENSTER

Lesung & Gespräch (serbisch/deutsch)

„Er hatte schon alles gesehen. In jedem Fragment des Lebens, das er sich vorstellte, war er schon gewesen. Bücher? Wie sollte er sie lesen, wenn es in ihnen seit langem nichts mehr gab von dem, was ihn quälte? Seelische Abgründe, erschreckend schwarze Wolken, sonnenbeschienene Lichtungen, Eisschollen, die die ‚Titanic’ versinken ließen, der Frost Patagoniens. Von morgens bis abends mit diesen Landschaften reisen. … Weiter, nur weiter. Er ging in Bordelle, wie er einst ins Theater gegangen war, und verschleuderte sein Geld in der Windstille eines immer noch beachtlichen Kontostands.“

Belgrad, Ende der neunziger Jahre. Rudi Stupar fühlt sich als Tourist im eigenen Leben. Er bringt es als professioneller Spaziergänger durch und mit den Lebensgeschichten anderer Menschen, er schlüpft in fremde Identitäten und verliert sich in Träumen. Als sein Vater stirbt, seine Freundin ihn betrügt und die endgültige Einberufung zum Wehrdienst droht, entschließt er sich, nach Budapest zu gehen. Mit der Bombardierung Jugoslawiens wird Rudis Exil jedoch unfreiwillig, und anstatt sich weiter treiben zu lassen, wird er zum Getriebenen. Velikics neuer Roman umkreist Fragen von Identität und möglichen Lebensentwürfen, von Heimat und Fremdsein, von der Unbehaustheit des modernen Menschen.  Einführung und Moderation: Petra Nagenkögel

Dragan Velikic, geboren 1953 in Belgrad, nach seinem Studium Mitarbeiter der regimekritischen Zeitschrift „Vreme“, dann Cheflektor bei einem Belgrader Verlag. Er veröffentlichte Romane, Essaybände und Erzählungen, seit 2005 ist Velikic serbischer Botschafter in Wien. Veröffentlichungen u.a. „Via Pula“, „Dante-Platz“, „Der Fall Bremen“. Zahlreiche Preise, u.a. Mesa-Selimovic-Preis 2007, Nin-Preis 2008, Mitteleuropapreis 2008.

Impressionen

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