„Literatur ist ein Medium der Geduld, der geschärften Wahrnehmung. Und sie leistet das Paradox, glücklich zu machen, auch wenn sie von Unglück spricht“ 

( Ilma Rakusa)

Lev Rubinštejn, Roman Osminkin

15.11.2018 (17:15)

Ort: Literaturhaus

Lesungen & Gespräch (russisch/deutsch)

Moderation und Übersetzung: Peter Deutschmann (Fachbereich Slawistik)

In der russischen Kunst wurden im 20. und 21. Jahrhundert nicht allein die Grenzen zwischen den Kunstsparten, sondern auch diejenigen zwischen Kunst und Leben wiederholt in Frage gestellt. Kunst und Literatur und deren Verhältnis zum alltäglichen Leben in der späten Sowjetunion waren zentrales Thema des Moskauer Konzeptualismus, einem der originellsten Beiträge Russlands zur Kunst des 20. Jahrhunderts. Während für dessen international prominentesten Vertreter Ilya Kabakov die visuellen und alltagskulturellen Aspekte im Mittelpunkt standen und mit allgemein philosophischen Fragen verbunden wurden, haben die stärker an der Wortkunst orientierten Konzeptualisten die Rede- und Denkmuster der Epoche thematisiert. Nach dem Ende des real existierenden Sozialismus erwies sich die distanzierte Analytik des Konzeptualismus als gut geeignet dafür, die turbulenten Umbrüche der postsowjetischen Gesellschaft zu kommentieren.

Gemeinsam mit Lev Rubinštejn wird mit Roman Osminkin ein jüngerer Künstler auftreten, dessen Sozialisation bereits in der postsowjetischen Epoche erfolgte. Beide werden aus ihren Texten lesen sowie über die Situation von Kunst und Kultur im gegenwärtigen Russland sprechen.

 

Lev Rubinštejn, geboren 1947, gilt als einer der Hauptvertreter des sog. Moskauer Konzeptualismus. Rubinštejn hat eine eigene poetische Ausdrucksform entwickelt: minimalistische Texte, die auf Karteikarten notiert sind und im Performance-Vortrag gliedernd-rhythmisierend eingesetzt werden. Seit den 1990er Jahren kommentiert Rubinštejn auch publizistisch die Veränderungen in der postsowjetischen Gesellschaft.

Roman Osminkin, geboren 1979, hat nach einigen Berufsjahren als Techniker ein Kunstgeschichtestudium abgeschlossen und lebt als Performer und Kunsttheoretiker in St. Petersburg. Veröffentlichte Gedichtbände sowie Prosatexte, die in mehrere europäische Sprachen übersetzt wurden. Osminkin arbeitet in der Redaktion der Zeitschrift Translit, er ist Ideologe und Sänger des Projekts Techno-Poėzija sowie Mitglied der Gruppe Laboratorium des poetischen Aktionismus.

in Kooperation mit dem Fachbereich Slawistik der Universität Salzburg

Zurück