„Literatur ist ein Medium der Geduld, der geschärften Wahrnehmung. Und sie leistet das Paradox, glücklich zu machen, auch wenn sie von Unglück spricht“ 

( Ilma Rakusa)

Boris Chersonskij - Familienarchiv

17.10.2011

BORIS CHERSONSKIJ 
FAMILIENARCHIV

Lesung & Gespräch (russisch/deutsch)

„Sie stehen einander gegenüber in der Entfernung ausgestreckter Arme, doch die Hände sind gesenkt (seine) und gegen die Brust gepresst (ihre); seine Uniform ist heute doppelt unpassend, genauso wie ihr Sonntagskleid samt Brosche im Kontext des allgemeinen Chaos unsinnig ist, das von beiden Seiten die Schicksale zerdrückt.“ (Beltsy, 1940)

Eine Beschwörung der Existenz leistet der Ukrainer Arzt, Psychiater und Autor Boris Chersonskij in seinem Band „Familienarchiv“, der vier Generationen und das gesamte 20. Jahrhundert in einem Roman in Versen vergegenwärtigt. Fotografien, Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Gesagtes, Gehörtes, Erinnertes und Überliefertes verbinden sich zu einem Archiv, das private Geschichten vor dem Hintergrund der „großen Geschichte“ begreift und das eine tiefgehende, nüchterne Analyse zusammenführt mit einem mythischen Erzählduktus. Das Leben in Odessa verbindet dabei alle Personen dieser beeindruckenden russisch- jüdischen Familiengeschichte.

„Wir haben ein Buch von seltenem Ernst vor uns, von äußerster Präzision und von großer Noblesse“ (Arkadij Schtipel).

Boris Chersonskij, Arzt, Psychiater und Autor, lebt in Odessa, schreibt auf Russisch. Seine Gedichte erschienen erstmals in den 80er Jahren in Frankreich, Deutschland und den USA, erst nach dem Ende der Sowjetunion kann er auch in seiner Heimat publizieren. Boris Chersonskij erhielt 2011 den Sonderpreis für osteuropäische Literatur. Sein Versroman „Familienarchiv“, 1995 erstmals in einer Samisdatfassung publiziert und nun in deutscher Übersetzung von Erich Klein und Susanne Macht zugänglich, erschien im Wieser Verlag.

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